Kulturelle Dienstleistungen im Norden    
Sigrid Saxen, Dozentin: Taiji Chan Taiji Chan
(Sanfte Atemgymnastik aus China)
Für Zuschauende schon ein ästhetischer Genuß, für Übende aber ein Gebet mit dem ganzen Körper! Die fließenden, sanften Bewegungen in der Stille haben eine umfassende entspannende und gesundheitsfördernde Wirkung. An einem Nachmittag oder Abend zum Kennenlernen werden alle Elemente der vielerorts angebotenen gymnastisch-meditativen Kurse kurz angesprochen.

Qigong und Taiji
Gesundheitliche Bedeutung und zur Lehrerin Sigrid Saxen


Qigong und Taiji* sind Körper- (und Geistes-) Übungen, die sich in China schon jahrhundertelang zur

- Erhaltung der Gesundheit,
- Vorbeugung und sogar
- Heilung von Krankheiten

bewährt haben. Sie sind nicht nur populär, wie wir es über das Fernsehen und die Presse wissen, sondern werden auch in der klinischen Praxis angewandt, z. B. gegen

- Bluthochdruck,Magen- und Darmkrebs
- Herzbeschwerden,
- Tuberkulose
und andere Leiden.

Die tiefe Wirkung erfolgt über die Meridiane, ein Energieleitsystem, das im Westen durch die Akupunktur bekannt wurde. Man stellt sie sich als Kanäle vor, die

- die Widerstandskraft gegen äußere Störungen enthalten,
- das Körperinnere und die Körperoberfläche verbinden und
- in denen das Qi fließt.

Qi (sprich: tschi oder tji) wird übersetzt mit innerer Energie, Lebensenergie, kosmischer Energie, aber auch Atem. Es hat dieselbe umfassende Bedeutung wie Pneuma im Griechischen, Prana im Indischen und Djan im Persischen.
Zum Verständnis der asiatischen Heilmethoden ist noch wichtig, daß der Mensch als organische Einheit gesehen wird, ohne Trennung in Körper und Seele.

1. Bei den Bewegungsübungen verschmelzen Körper und Geist, und es entsteht ein psychosomatisches Gleichgewicht.
2. Durch Entspanung und richtige Atmung wird das Herz-Kreislauf-System entlastet und gestärkt.
3. Die Bewegungen wirken biomechanisch auf das motorische Nervensystem.
4. Das Qi wird aktiviert und sein Fluß auf den Meridianen verbessert.

Durch regelmäßiges Üben entwickelt man ein besseres Gefühl für den eigenen Körper, entdeckt sich selbst, entwickelt Sanftmut und körperlich-seelisches Gleichgewicht.

1. Auf sanfte Weise werden alle Muskeln und Gelenke bewegt. Die Dehnbarkeit und Elastizität der Bänder und Sehnen werden gefördert.
2. Die Wirbelsäule behält ihre natürliche Haltung und Struktur. Wirbelsäulendeformierungen wird vorgebeugt.
3. Altersbedingter Knochenabbau wird gehemmt, weshalb man von Verjüngung durch diese Übungen spricht.
4. Die Atmung wird rhythmisch, tiefer und ruhiger. Die Lungenelastizität und -kapazität erhöhen sich.
5. Die Atmungsbewegungen sind mechanische Stimulans für den MagenDarm-Trakt, beschleunigen die Blutzirkulation, verbessern die Verdauung und beugen Verstopfungen vor.
6. Der Blutcholesterinspiegel wird gesenkt, der Blutdruck normalisiert sich.

Gleichzeitig sind die Übungen eine Schulung für den Geist:
Die Übenden finden Ruhe, lernen, sich zu konzentrieren und jedem Teil des Körpers volle Aufmerksamkeit zu widmen. Arme, Beine, Kopf und Rumpf sollen sich ruig und harmonisch, ohne abrupte Unterbrechungen, bewegen.
Entspannung heißt im Qigong und Taiji, den Körper ohne Kraftaufwand zu einer natürlichen Stellung zu bringen.
Konzentration heißt, ohne Fixierung oder Gedankenflut jedes Loslassen und Lockerwerden der Muskeln, Bänder und Sehnen nachzuvollziehen und zu "spüren".

Erläuterung zu den Kursen von Sigrid Saxen

Qigong und Taiji haben als chinesische Körperübungen viele Gemeinsamkeiten:

- sanfte, runde und harmonische Bewegungen im Stehen
- die Bedeutung der Atmung und
- die gesundheitliche Wirkung.

Daneben gibt es charakteristische Unterschiede.
Qigong ist die körperlich einfachere Form. Die Bewegungen der Brokatübungen schließen sich zum Kreis und sind darauf angelegt, mehrmals wiederholt zu werden. Wenn man sie auf Atem und Oberkörper beschränkt, können sie sogar im Sitzen ausgeführt werden. Die genannte Bewegungsfolge enthält 11 Übungen.

Die ständig weiterfließende Bewegung Mit Drehungen und Schritten ist das Kennzeichen des Taiji. Hier beginnen auch Kunst und Selbstverteidigung. Die gesamte Form[*2] ist in 80 Bilder unterteilt. Einschnitte, Unterbrechungen, sind nach 12, 21 und 43 Bildern am besten möglich. Weil es beim Üben nicht auf das verstandesmäßige Wissen der Bewegungen, sondern auf die harmonische Ausführung nach der Veranlagung des Körpers ankommt, läßt man sich zum Erlernen der gesamten Form mehrere Jahre Zeit. Denn nicht nur das Gefühl für den Körper und die Beweglichkeit, sondern auch Atmung und Lebenseinstellung brauchen Zeit, sich dem Taiji und damit der menschlichen Natur gemäß zu entwickeln. Auf diese Weise wird Taiji zu einem Lebensweg, der die Übenden über Körper- und Geisteskultur immer tiefer in ihr eigenes Wesen und weitere Zusammenhänge führt.

Zum Übungsweg der Referentin
Während ihres naturwissenschaftlichen Studium schloß sie sich als Zen-Schülerin einem benediktinischen Meditationshaus an und besuchte dort seit 1984 auch die Taiji-Kurse des Chinesen Peter Yang, Barcelona. In einer TaijilehrerInnenausbildung von 1992 bis 1994 unter der Leitung von Jürgen Kuhn, Würzburg, lernte sie auch Qigong und die Feldenkrais-Methode kennen.

* Aussprache: tschigung oder tjigung bzw. taidschi, taidji, fallender Ton auf der ersten Silbe
[*2] Peter Yang nennt die Form, die er unterrichtet, Taiji Chan. Chan ist das chinesische Wort für das japanische Zen, zu deutsch Versenkung. In der Literatur findet man viel häufiger die Bezeichnungen Tai Chi Chuan und Taijiquan. Chuan, nach heutiger Umschrift Quan, Aussprache: tschüän, heißt Faust. Beide Arten (Chan und Quan) gehören dem Yang-Stil an.

geschrieben im Herbst 1994

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